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Beagleerziehung, ein Kommentar


Ein beliebter Hund mit Schlappohren, großen. meist braunen Kulleraugen, sowie typisches Merkmal seiner Rasse,  eine weißen Schwanzspitze an einer nahezu ständig erhobenen Rute,  dazu immer gut gelaunt: Der Beagle

Es gibt schon viele Rassebeschreibungen über diese beliebte Hunderasse, die auch eine sehr große Fangemeinde hat. In diesem Text möchte Ich aber nicht im Allgemeinen über den Beagle schreiben sondern mich einem anderen Thema, einem durchaus wichtigen bei   der Hundehaltung, widmen.  Es handelt sich um eine bei einigen Beaglehaltern leider vernachlässigte oder gar verdrängte Problematik, nämlich die Erziehung.
Eigentlich sollte es klar sein: Ein Hund muss erzogen werden. Natürlich ist es jedem selbst überlassen, wie weit er es mit der Erziehung „treiben“ will. Nicht jeder hat den Anspruch seinen Hund in einigen Metern Entfernung aus dem freien Lauf heraus abzulegen. Ebenso ist das Apportieren für viele vollkommen ausreichend, wenn der Hund das geworfene Stöckchen im Idealfall zu seinem Hundeführer zurück bringt. Dieser Text soll aber auf ein anderes Thema eingehen: Spricht man beispielsweise das Thema „Freilauf“ oder „Laufen ohne Leine“ in den zahlreichen Beaglegruppen der sozialen Medien an, so trifft man, wie so oft,  auf geteilte Meinungen. Während einige Halter ihre Hunde scheinbar nahezu immer und überall frei laufen lassen können, steht ihnen ein anderes Lager gegenüber, welches seinen Hunden diese Freiheit nicht bieten kann. Dies ist begründet durch legitime Ursachen wie beispielsweise extrem ängstliche oder unsichere Hunde, die bei lauten Geräuschen oder ungewünschtem Hundekontakt reißaus nehmen würden. Viele andere nennen aber beispielsweise auch extremen Jagdtrieb als Ursache für die Eingrenzung bei den Spaziergängen. Auf letztere möchte ich in diesem Text eingehen. Jagdtrieb geht einher mit der Grunderziehung, die ich bereits oben genannt habe. Ebenso wird der Beagle als stur und manchmal sogar als  „nicht erziehbar“ bezeichnet. Dies wird von einigen Haltern auch so kommuniziert, wenn sie auf die Erziehung und den Grundgehorsam ihrer Beagle angesprochen werden. „ Das ist halt ein Beagle“ bekommt man nicht selten zu hören.
Stellt der Beagle wirklich so eine Sonderstellung unter den Hunden dar? Ich wage dies zu bezweifeln. Klickt man sich durch die einzelnen Gruppen der Beagle Liebhaber so ist es spannend zu erfahren, welche Position die Hunde heute in ihrer Familie einnehmen. Einst waren sie  Vollblutjäger, die Kaninchen  und anderes Niederwild Kilometerweit über Stock und Stein verfolgten und dies taten sie ohne die Hilfe ihrer Halter, sogenannte Solitärjäger waren unsere Beageles.
  Dieses Ursprungsverhalten macht,  mehr oder weniger ausgeprägt, auch heute noch den Beagle aus! Wie jede andere Hunderasse auch sind die Beagle Spezialisten auf ihrem Gebiet. Sie haben eine ausgezeichnete Nase und eine ungeheure Ausdauer.
Aber kommen wir zurück zum Leben des Beagle als sogenannter Familienhund.
Zurück bei den  In Beaglegruppenforen sieht man Beagle, die in den Betten ihrer Halter dösen, ihren Geburtstag feiern oder sogar auf dem Esszimmertisch stehen! Alles gut  fotografiert und dokumentiert von ihren Haltern.  Fleißig werden die Beiträge kommentiert und geliked. Dabei stellt sich mir jedoch die Frage, ob  es Sinn macht das Handy zu zücken und meine auf dem Esszimmertisch tanzenden Hunde aufzunehmen.
Oft sieht man  auch Beagle,  die mit ihrer körperlichen Fülle zu kämpfen haben. Ebenfalls eine bei allen Hundehaltern bekannte Tatsache: Der Beagle ist mit die Hunderasse, die sehr häufig zu dick ist. Als Halter einer „schlankeren“ Version des Beagle gehört man leider zu den „Exoten“. Es sollten sich nicht die Halter angesprochen fühlen, die Hunde besitzen, welche krankheitsbedingt zugenommen haben. Jedoch auch eine Kastration ist keine Entschuldigung für das Übergewicht beim Hund, egal welcher Rasse er angehört. Fleißig werden die Beiträge kommentiert und geliked.  Meiner Meinung nach viel zu selten sieht man Halter, die im Hundesport mit ihren Beagle aktiv sind. Natürlich muss nicht jeder mit seinem Hund Agility, Obedience oder Turnierhundesport machen, dies ist auch vom Alter und der Fitness des Halters und Hundes abhängig.
 Jedoch gebe ich zu bedenken, dass jeder Beaglehalter, wie bereits erwähnt, mit einem waschechten Jagdhund zusammen lebt. Dies gerät bei den vielen Geburtstags- und Schlafbildern in Vergessenheit. Regelmäßiges Spazierengehen ist in den seltensten Fällen eine ausreichende Auslastung für unsere Spezialisten. Zu wenig geistige Forderung ist oft der Grund für Verhaltensauffälligkeiten bei Rassehunden.
Werfen wir den Blick auf andere Gebrauchshunderassen wie beispielsweise Border Collies, Schäferhunde, Jack Russel Terrier, Hunderassen, welche ebenfalls für hohe Leistungen und Anforderungen gezüchtet wurden. Jeder kennt vermutlich den ein oder anderen Hund dieser Rasse, die verhaltensauffällig sind. Oft bedingt durch die von mir bereits angesprochene mangelnde Auslastung. Glücklicherweise zählen unsere Beagle  selten zu den Hunden, die durch unkontrollierte Aggressionen auffallen.  Allgemein ist bekannt, dass der Beagle eine sehr freundliche und zumeist verträgliche Hunderasse ist. Diese Wesensart wird leider auch missbraucht, indem diese Rasse als Laborhund für Versuche eingesetzt wird. Selbst dort unter Bedingungen, die nicht wesensfördernd sind, bleiben die Hunde freundlich.
Ich finde es toll, dass es auch einige  Beagleliebhaber gibt, die   einem Laborbeagle die Chance geben, auch ein Leben außerhalb des Labors kennen zu lernen. Dazu ist Liebe, Geduld und Zeit notwendig, da die Hunde nichts kennen und alles neu lernen müssen.
  Zurück zum Thema Auslastung und Erziehung des Beagle: Es zeigt sich, dass ein Beagle auch bei mangelnder Auslastung häufig freundlich bleibt. Jedoch fallen Beagle vermehrt dadurch auf, dass sie sich einfach ihren eigenen Weg suchen, sofern sie die Möglichkeit dazu haben. Nun sind wir wieder bei dem zu Beginn angesprochenen Punkt: Freilauf beim Beagle.
  Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Hundehalter, egal welcher Rasse, berichten, dass die Mensch-Hundebindung umso intensiver wird, umso mehr mit dem Hund gemeinsam gearbeitet wird. Der Beagle ist ein Hund der, bei der richtigen Motivation, ein dankbarer Partner bei der Zusammenarbeit ist. Futter ist häufig der Schlüssel zur Motivation, gleich wie bei vielen anderen Hunden auch. Gerade ein Hund, der sein Fressen nicht einfach jeden Tag „ohne Leistung“ bekommt, versteht schnell, dass der Mensch Verwalter der Nahrung ist und es sich lohnt mit ihm zu kooperieren. Über diese Basis ist es leicht, einem Beagle  Tricks und Kommandos zu vermitteln.
Weshalb nutzen also viele Hundehalter diese angeborene Eigenschaft nicht und arbeiten so  mit ihrem Hund? Oft  ist es auch nicht einfach für den Halter konsequent zu bleiben und den Hund sein Fressen nach Möglichkeit  erarbeiten zu lassen.
  Ein zweiter entscheidender Punkt: Viele Halter sind für ihren Hund viel zu langweilig. Es wird den Tag über viel zu viel mit dem Hund geredet, er bekommt sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt und wird in den Mittelpunkt des Lebens gerückt. Nehmen wir unserem Hund diese Illusion, dass er das Wichtigste überhaupt sei, indem wir ihn weitgehend ignorieren, dann merken wir schnell, wie glücklich und aufmerksam er ist, wenn wir ihn draußen ansprechen. Außerdem freut es den Hund auch, gemeinsam mit dem Halter Neues zu entdecken, wie beispielsweise abgesägte oder ausgehöhlte Baumstämme beim Waldspaziergang in dem vielleicht noch ein Leckerchen zu finden ist. Ebenso  wie Futter ist Aufmerksamkeit eine Ressource, die wir als Halter ganz einfach dosieren und für uns nutzen können. Zu viele  Hundehalter gehen mit ihren Hunden einfach nur spazieren und treten nicht als geschlossenes Rudel auf, wodurch sich der ein oder andere Beagle  gerne mal verselbstständigt, da es ja im Wald viel interessanter ist. Nutzen wir den Jagdtrieb unserer Beagle um Fährten zu erarbeiten, Leckerlies zu suchen. So haben wir  mit unserem Hund gemeinsame Erlebnisse, der Schlüssel für eine starke Bindung, die es uns einfach macht, der Hund sich an uns orientiert.  Dies soll aber nicht heißen, dass dem Hund keine Streicheleinheit oder sonstige freundliche Gesten zukommen lassen soll.
  Nun begegnet man häufig dem Argument: Das ist ein Jagdhund, dem kann man das Jagen nicht abgewöhnen“. Das ist richtig, jedoch müssen wir nicht mit „Anti-Jagdtrainingseinheiten“ gegen den Hund arbeiten, sondern es ist viel einfacher mit dem Hund gemeinsam sein Talent auszuleben und zu fördern. Werfen wir mal einen Blick auf Beagle, die ihrer Rasse gerecht, bei Jägern leben und dort ihren Jagdtrieb ausleben dürfen. Auch diese Hunde sind zu 90% Familienhunde und gehen ganz normal spazieren. Ich kenne kaum einen Jäger, der seinen Jagdhund außerhalb der Jagd, nicht auch frei laufen lassen kann. Auch diese Hunde wissen, dass sie nur auf „Kommando“, zumeist sobald sie Ihre Schutzwesten angelegt  haben, jagen gehen dürfen. Wir als zivile Hundehalter müssen unseren Hunden auch klar machen, dass wir Ihnen die Möglichkeit geben sich ihren Trieben gerecht auszuleben, wir von Ihnen aber auch fordern, dass dies nicht immer möglich ist. Natürlich haben wir nicht die Möglichkeit unsere Hunde zur Jagd zu schicken. Ich möchte aber auch dringend darauf hinweisen, dass ein Hund, der nicht zuverlässig abrufbar ist, an der Leine geführt werden muss. Des öfteren stellt man fest, dass viele Hundehalter recht unbekümmert sind, wenn eigenen Hunde sich im Wald oder auf Wiesen verselbstständigen, nach dem Motto "der kommt schon wieder".
Dies ist keinesfalls zu tolerieren und gehört sich einfach nicht, zumal  Rücksicht auf  Wildtiere genommen werden sollte. Desgleichen wird keinerlei Rücksicht auf Passanten (Fußgänger, Radfahrer etc.) genommen, dies kann zu gefährlichen Situationen führen.  Nicht jeder ist Hundefreund.
Ein Hund der nicht mehr in Sichtweite des Hundehalters  ist und sich außerhalb des Einwirkungsbereichs befindet gehört an die Leine. Leider lässt die Netiquette unter Hundehaltern auch immer mehr zu wünschen übrig. Auch ein Hund der „nichts macht“ gehört an die Leine sofern man einem anderen Hund begegnet. Wer sich einen Beagle oder irgendeine andere Jagdhunderasse zulegen möchte. muss sich jedoch auch im Klaren sein, dass er dem Hund eine Möglichkeit geben muss sich seiner Rasse gerecht auszulasten. Diese Art der Auslastung findet sich zumeist im Hundesport wieder. Egal ob Mantrailing, Obedience, Agility oder einer interessanten, abwechslungsreichen Gestaltung der Spaziergänge, es ist wichtig, herauszufinden, worin der eigene Hund seine individuellen Stärken hat. Nutzt man diese für sich und beachtet die oben genannten, Tipps der Einteilung der Ressourcen, so ist auch der Beagle ein toller Hund mit dem man erfolgreich arbeiten kann. Natürlich kostet es deutlich mehr Geduld und Zeit, jedoch zahlt es sich dadurch aus, einen glücklichen Beagle zu haben, der deutlich mehr Freiheiten genießen darf, als viele andere seiner Rasse. Geduld und Durchhaltevermögen sind sehr wichtig.

Ich möchte mit diesem Text jeden einzelnen zum Nachdenken anregen, ob der Beagle wirklich so ist wie über ihn geredet wird, oder ob viele Halter ihn nur so darstellen. Gerade in den sozialen Medien würde ich mir wünschen, dass der Beagle nicht nur aufgrund seines niedlichen Aussehens präsentiert wird, sondern auch weil er ein toller Hund zum gemeinsamen Arbeiten ist. Vielleicht würde sich so auch die Sicht der Nichtbeaglehalter ändern und der Beagle auf den Hundeplätzen mehr Anerkennung als talentierter Sporthund  erfahren anders als in der Vergangenheit. Diese Entwicklung ist nicht nur bei den Beagle zu sehen, ich möchte aber darauf aufmerksam machen, da mir diese Rasse ganz besonders am Herzen liegt.

Dominik Egger